August 2025
Ein Jahr bei FAIR SHARE
Werte verankert und Erkenntnisse verinnerlicht
Von Shvitria Fernando
In der westlichen Hemisphäre bereiten sich Schulkinder Ende Juni und Anfang Juli auf die süße Freiheit des Sommers vor. Die hektische Arbeit der Unternehmen und der Dienstleistungsbranche kühlt sich ab, wenn die Temperaturen steigen. Junge Personen haben gerade die Schule und dabei ein langes Kapitel, das sich von der Kindheit bis zum Erwachsenenalter erstreckt, abgeschlossen.
Letztes Jahr, in diesem sehr entscheidenden Moment nach dem Schulabschluss, habe ich FAIR SHARE of Women Leaders als Freiwillige beigetreten, um ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) zu absolvieren. Nach etwa zwei Jahren intensiver akademischer Vorbereitung, die mich auf die reale Welt vorbereitet hat, stand ich endlich an der Schwelle zur Realität. Was hätte es Besseres geben können, als mit der Möglichkeit, direkt in und mit der realen Welt zu arbeiten. Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) war für mich als Schulabgängerin ohne größere Berufserfahrung nicht nur leicht zugänglich, sondern bot auch einen authentischen und angenehmen Sprung in die berufliche Welt. FAIR SHARE hat sich auf eine für Arbeitgeber seltene Weise zuerst an mich gewandt, als ich nach einem Arbeitsplatz suchte. Am Ende habe ich mich für FAIR SHARE entschieden, weil Geschlechtergerechtigkeit und intersektionaler Feminismus zwar an mein Interesse an Politikwissenschaft und internationaler Entwicklungszusammenarbeit indirekt anschließen, in deren praktischer Umsetzung jedoch unverzichtbar sind.
Im Nachhinein stelle ich fest, dass dieses eine Jahr eine noch tiefere Resonanz mit diesem Feld ausgelöst hat. Um ehrlich zu sein, erkunde ich immer noch meinen Weg nach vorne. Was für mich aber klar ist, sind die Werte, die für jeden Weg unerlässlich sind. FAIR SHARE und die Menschen, die dort arbeiten, haben diese Werte in mir weiter verankert, die ich mein Leben lang mitnehmen werde–ganz gleich, wohin mich mein Weg führt.
Während meines Freiwilligen Sozialen Jahres hatte ich die Freiheit, mich in verschiedenen Programmen und internen Arbeitsgruppen bei FAIR SHARE einzusetzen und so gründlich zu lernen, wie eine NGO intern, extern und programmatisch im zivilgesellschaftlichen Sektor arbeitet. Diese Erkenntnisse wurden durch das zunehmend widrige politische Umfeld, in dem FAIR SHARE und zahlreiche andere Organisationen sich empfinden, noch vertieft. Ich habe aus erster Hand miterlebt, wie eine zivilgesellschaftliche Organisation mit externen Gegenreaktionen zu kämpfen hat, wie sich dies auf das Fundraising, die finanziellen Ressourcen und die organisatorische Narrative auswirken kann. Während meines Jahres bei FAIR SHARE–das zufällig auch in der externen Welt von viel Turbulenz geprägt war–habe ich das substanzielle und oft asymmetrische Verhältnis zwischen der Zivilgesellschaft und der Politik kennengelernt.
Meine Zeit hier ist jedoch vor allem von meiner Implementierung des FAIR SHARE Monitors geprägt. Um dieses missionsgetriebene Projekt einfach auszudrücken: Der Monitor ist ein datenbasiertes Instrument, das primär quantitative Daten zur Geschlechtergerechtigkeit in zivilgesellschaftlichen Organisationen erhebt und veröffentlicht. Es geht bei der Umsetzung darum, in das Wesentliche einzutauchen und gleichzeitig den Blick über die Metaebene zu behalten. Die Details nahmen viele meiner Arbeitsstunden in Anspruch, und die Herausforderung bestand darin, inmitten der Einzelheiten motiviert zu bleiben. Es war nicht immer leicht zu erkennen, wie der Monitor über das operative Tagesgeschäft hinaus zu seinem übergeordneten Ziel der Geschlechtergerechtigkeit beitrug.
Doch wie das Leben immer wieder zeigt, führen uns gerade Herausforderungen zu wichtigen Erkenntnissen–über uns selbst und über die Welt um uns herum. So lernte auch ich eine wertvolle Lektion: das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren und gleichzeitig Freude (und Potenzial) in den kleinen Details zu entdecken. Was diese Erkenntnis so bedeutsam macht, ist ihre Relevanz auf nahezu alle Lebensbereiche–beruflich wie privat, im Alltag wie in persönlichen Momenten.
Genau das hat mein FSJ bei FAIR SHARE in diesem Jahr für mich getan. Es ging über die Grenzen einer üblichen Arbeitserfahrung hinaus und wurde zu einer Art stillem Mentor–einer Quelle von Einsichten und Weisheiten, die zwar im Arbeitskontext entstanden sind, aber weit darüber hinaus Wirkung entfalten: fürs Leben.
Und so, in klassischer FAIR SHARE Art, habe ich einen Ratschlag für alle jungen Menschen, die mit dem Gedanken spielen, vor dem Studium zu arbeiten. Bleibe ehrlich zu dich selbst–in Bezug auf deine Ziele, Interessen, Komfortzonen, Herausforderungen, Prioritäten, Leidenschaften und Intuitionen – und spreche sie aus, wann immer es möglich ist. Das wird deine Arbeits- oder Freiwilligenerfahrung maßgeblich positiv beeinflussen–und dich in den Fahrersitz deiner eigenen Reise setzen.
