Intersektionaleres
Monitoring und
“Von Daten zu Taten”
Webinar Series

Warum ein intersektionaleres Monitoring?

Der FAIR SHARE Monitor bildet seit 2020 binäre Geschlechterverteilung im zivilgesellschaftlichen Sektor ab. Diese Art von Monitoring nicht in der Lage ist, sowohl Mehrfachmarginalisierung und die Strukturen, welche diese begünstigen und aufrechterhalten abzubilden, hat sich FAIR SHARE gemeinsam mit Expert*innen aus dem zivilgesellschaftlichen Sektor zusammengetan, um Ideen zu einem intersektionaleren Monitoring zusammenzutragen. Gestartet Ende 2022, haben wir mit Unterstützung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einen Prozess angestoßen, dessen Ergebnisse in einem Empfehlungsschreiben festgehalten wurden.

Die Prozessgestaltung lief über eine Task Force, welche sich regelmäßig zur Steuerung des Projektes austauschte. Im Rahmen des Explorationsprozesses standen drei wesentliche Elemente im Vordergrund: 

  • Schutz und die Sicherstellung des Wohlbefindens der von Diskriminierung negativ Betroffenen.
  • Strukturwandel, 
  • die Differenzierung von gewünschter und ungewünschter Sichtbarkeit, 

„Wer hat Privilegien? Wie sind Menschen in bestimmte Positionen gekommen? … All diese Fragen stellen für mich einen Perspektivwechsel dar.“

— Tatu Hey

„Weil wir in einer komplexen Welt leben, … brauchen wir ein intersektionaleres Monitoring, das auch die Verschränkung von Diskriminierung sichtbar machen kann“

— Aki Krishnamurthy

Empfehlungen aus dem Explorationsprozess

Im Explorationsprozess wurden sieben Prinzipien festgelegt, auf welchen intersektionaleres Monitoring aufbauen muss. In einer Gegenüberstellung von konventionellem und intersektionalerem Monitoring wurde außerdem gezeigt, wie intersektionaleres Monitoring Datenerhebung weiterdenkt und sich maßgeblich von konventionellem Monitoring unterscheidet. 

Zuletzt werden weiterführende Überlegungen angestellt, um festzustellen, was es für einen solchen Transformationsprozess von Monitoring braucht: 

  • Umfassender Überblicks zu intersektionaleren Monitoringansätzen und Bestandsaufnahme von existierenden Monitoringstrategien 
  • Beratung durch ein Expert*innengremium und professionelle (psychologische) Prozessbegleitung 
  • Schaffung von Online- und Offline Lernangeboten für Wissenszugang 

Die Ergebnisse aus dem Explorationsprozess können in diesem Empfehlungspapier nachgelesen werden.

Mehrfachdiskriminierung mitgedacht

Von einer gerechten Repräsentation ihrer Belegschaft in Führungspositionen sind die meisten zivilgesellschaftlichen Organisationen auch heute noch weit entfernt. Doch setzen sich viele von ihnen bereits aktiv mit der Problematik auseinander und erheben intern Daten zu Diversität und Repräsentation. 
Monitoring muss aber intersektional gedacht und gestaltet werden, um Raum für die Analyse und Offenlegung von Machtstrukturen zu bieten, zwischen gewünschter und unerwünschter Sichtbarkeit zu unterscheiden und marginalisierte Perspektiven so zu erfassen, dass daraus tatsächliche Maßnahmen und Organisationsentwicklungsprozesse resultieren. Mithilfe dieser Daten können wir Hebelpunkte für Veränderungen identifizieren und so den Weg für einen nachhaltigen Strukturwandel bereiten.

Von Daten zu Taten – Webinarreihe zu intersektionalerem Monitoring

Aufbauend auf unseren Learnings aus dem Explorationsprozess, schlagen wir in unserer dreiteiligen Webinar-Reihe „Von Daten zu Taten – Wie wir mit intersektionaleren Repräsentationsdaten Machtstrukturen hinterfragen und Vielfalt stärken können“ die Brücke zwischen Theorie und Praxis. Gemeinsam mit einem breiten Netzwerk an Akteur*innen beginnen wir, bisherige Monitoring Herangehensweisen kritisch zu hinterfragen und Ansätze eines intersektionalen Monitorings zu erproben.

Alle drei Webinare wurden von Alexandra Antwi-Boasiako moderiert und durch ein Awareness-Team von DisCheck begleitet. Die Webinarreihe wurde durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert. 

Die Webinarreihe startete mit einem spannenden Kick-Off, in welchem es vorrangig um intersektionaleres Monitoring und dessen Chancen ging. Die Paneldiskussion sollte verschiedene Blickwinkel eröffnen und zu tiefergehenden Fragen anregen. Im Rahmen des ersten Webinars haben sich Dr. Petra Follmar-Otto (Leiterin der Abteilung Gleichstellung, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) und Dr. Hedda Ofoole Knoll (General Director, Employers for Equality) über die Notwendigkeit und Potenziale von intersektionalem Monitoring ausgetauscht, um traditionelle Strukturen und Muster in der Zivilgesellschaft wirksam aufzubrechen.

“Das .. spannende an [intersektionalerem Monitoring] ist, dass … das Notieren von Informationen nicht der Schwerpunkt ist, sondern das Ganze neu zu betrachten mit dieser Perspektive der Gerechtigkeit“

— Hedda Ofoole-Knoll

“Wir sehen, … dass mit dieser stärkeren Sichtbarkeit, die wir mit dem Monitoring etabliert haben, tatsächlich auch eine Veränderung einhergeht.“

— Dr. Follmar-Otto

Um Intersektionalität als analytisches Tool für Monitoring zu nutzen, muss der gesamte Monitoringsprozess – von der Entwicklung von Datenerhebungstools und -methoden über den Prozess der Datenerhebung bis hin zur Datenanalyse – aus einem intersektionalen Blickwinkel heraus konzipiert und umgesetzt werden.

Die Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Explorationsprozess wurden im zweiten Teil der Webinar-Reihe „Von Daten zu Taten“ am 23. Januar 2025 von 12:00 – 13:00 Uhr vorgestellt und diskutiert.Loubna Messaoudi (BIWOC* Rising) und Alex Haslinger (FAIR SHARE of Women Leaders) haben dabei die Kernprinzipien und -ansätze eines intersektionaleren Monitoringprozesses diskutiert und standen für Fragen zur Verfügung. 

„Neben der Frage, wer wirkt alles mit an einer Erhebung, ist es genauso wichtig zu hinterfragen, wem dienen die Daten?… Wer profitiert davon oder wem wird am Ende vielleicht geschadet?“

— Alex Haslinger

„Power Sharing bedeutet auch, dass diejenigen, die gerade vom System profitieren, erhebliche Veränderungen durchmachen müssen“

— Loubna Messaoudi